Auf den Spuren eines unheimlichen Berufes

Der Frauenverein Tägerwilen begleitete auf einer interessanten Führung einen mittelalterlichen Henker durch die Strassen seiner Stadt Konstanz.

Hier nun ein Bericht über diesen unheimlichen Beruf. In einer Zeit, als die Neue Welt/Amerika, bei uns in Europa noch unbekannt war, als wir noch im Mittelalter lebten, gab es in Konstanz einen Mann, der gefürchtet wurde und den man zugleich für ganz schwierige Aufgaben brauchte: Den Henker der altehrwürdigen Stadt Konstanz. Der Volksmund wiederum bezeichnete ihn gerne als Meister Hans. Die Henker waren ausnahmslos Männer, die sehr viele Aufgaben übernehmen mussten. Dass sie folterten und hinrichteten, weiß heute wohl noch jeder. Doch dies war nur der kleinste Teil ihrer Arbeit. In einer Zeit, die voller Aberglauben war, betätigten sie sich gleichfalls als Geisterjäger. Der Henker kannte alle (un)heimlichen Orte der Stadt und sollte von dort Dämonen und andere Geschöpfe der Nacht vertreiben. Und als ob das nicht schon mehr als genug Aufgaben gewesen wären, hatte er noch zusätzlich die Oberaufsicht über die städtischen Prostituierten, die sog. Hübschlerinnen. In diesen Fällen nannte man den Henker auch den Hurenwirt von Konstanz.

All diese Tätigkeiten führten dazu, dass die Henker zum sog. ehrlosen oder unehrlichen Volk gezählt wurden – ebenso wie die Nachtwächter, Totengräber, Prostituierten und das fahrende Volk. Sichtbar wurde dies nicht nur im geringen gesellschaftlichen Ansehen, das diese Gruppe von ihren Mitmenschen isolierte, sondern gleichermaßen in den Phänomenen des „Henkersbrotes“ und des „Henkerstuhls“, beides Dinge, die nur für die Familie des Henkers bestimmt waren.

Zahlreiche Mythen und Legenden ranken sich um die geheimnisvolle, düstere Figur des Henkers. Spuren finden sich zusätzlich in der modernen Alltagssprache. Wann immer man davon redet, bei einer Sache „kurzen Prozess zu machen“, „jemanden auf die Folter spannen“ oder wenn man sich „gerädert fühlt“ lächle euch der Meister Hans aus der alten Zeit zu und verdeutlicht, dass die Vergangenheit stets ein bisschen in der Gegenwart fortlebt.

Dabei steht eines zweifelsohne fest: Die Henker wussten zu berichten von allerlei unterhaltsamen, spannenden und natürlich auch gruseligen Begebenheiten von der Welt, in der sie lebten, litten und zugleich liebten.

Wollt Ihr mehr erfahren über den Konstanzer Henker, seine Arbeit und sein Leben vor 600 Jahren? Wenn Ihr auch mutig seid, dann geht doch auch mal auf eine Zeitreise in Welt, die noch bevölkert war von Vampiren, Geistern und Hexen. In der man aber auch viel Lebensfreude und das kleine Glück im Alltag finden konnte. Der Henker von Konstanz freut sich schon auf euch….

Sabine Bratz